Ich zähle mich selbst nicht gerade zur Gattung der geduldigen Menschen. Und so nähe ich gern schnelle Projekte wie das T-Shirt Sally oder Kimono Tees oder 5-Minuten-Röcke. Hin und wieder reizt mich dann aber doch die Herausforderung. Und da ich aktuell versuche keine bzw. nur sehr wenig Kleidung zu kaufen, stand nun für den anstehenden Herbst/Winter eine Jacke auf dem Programm. Genäht habe ich einen Wind & Wetter Parka von Lotte & Ludwig *.
Der verwendete Stoff hat schon eine längere Geschichte: Ursprünglich habe ich die Stoffe bereits 2014 im Stoffbüro * gekauft, um mir daraus auf dem ersten Nähcamp einen Mantel zu nähen. Vor Ort habe ich die Pläne dann aber über den Haufen geworfen, nachdem ich von einigen gehört hatte, dass der gewählte Schnitt nicht so gut sitzt. Noch dazu wäre er für mich als Nähanfängerin schwierig geworden (da flogen Fremdworte wie “Pariser Naht” durch den Tagungsraum). So fristeten die Stoffe ein trauriges Dasein in meinem Schrank und sind zweimal mit umgezogen.
Bereits Anfang des Jahres wollte ich daraus anlässlich des Sew Alongs von Seemannsgarn einen Wind & Wetter Parka nähen – hab es dann aber zeitlich nicht geschafft. Nun stand im September das Lillestofffestival vor der Tür und das bietet sich an, um sich auch mal größeren und komplizierteren Projekten zu widmen – schließlich hat man eine Menge Mädels um sich, die mit Rat und Tat helfen können 😉 Noch dazu hat Elle Puls kürzlich zu einem Jacken-Sew-Along aufgerufen und Mariegemachtes hat mich zusätzlich motiviert. Also habe ich den schwarzen Twill aus 100% Bio-BW * und den schwarz-weißen Chevron von Robert Kaufman Fabrics * rausgeholt und losgelegt. Twill ist ein etwas festerer Stoff in Köperbindung, d. h. von der Struktur her wie Jeans. Dazu kam noch ein Stück brauner Kord aus meiner Restekiste, Gewebeeinlage G700 in schwarz * und Thinsulate.
Zugeschnitten habe ich den Parka bereits zuhause, sodass ich mich in Hannover ganz auf’s Nähen konzentrieren konnte 🙂 Erstmal flutschte das auch ganz gut. Ganz “detailverliebt” habe ich auch die Nähte alle abgesteppt und die Jacke mit verschiedenen Kord-Teilchen versehen: Applizierte Dreiecke an den kleinen Reißverschlüssen sowie auf der Brust und am Arm und große Rechtecke, die später vielleicht noch mit Koordinaten oder meinem Logo verziert werden. Damit bei der dichten Applikationsnaht nachher nichts reißt, habe ich anschließend immer nochmal von innen etwas Gewebeeinlage dagegen gebügelt. Außerdem habe ich innen ein kleines Einsteckfach aufgenäht, dass ich vorher mit einem Rest der Webkante verziert habe.
Nach dem ganzen “Betüddeln” ging es ans Einnähen der Ärmel. Ich hatte glücklicherweise überall eine Nahtzugabe von 1,5 cm gerechnet, denn nach dem ersten Einsetzen der Ärmel saßen diese doch etwas stramm. Lilleluett hatte mir extra geholfen beide, noch nicht verbundenen Mantelteile übereinanderzuziehen 😉 Da ich ja nicht nur ein Unterhemdchen unter dem Parka tragen möchte, hab ich also kurzerhand die Ärmel nochmal herausgetrennt und mit etwas weniger NZ zusammengenäht. Apropos “Trennen”: Die Wendeöffnung in der Innenjacke habe ich natürlich auch vergessen und durfte die sorgfältige Overlocknaht plus Nähnaht wieder auftrennen. Und auch den Aufhänger – der bei einer Outdoor-Jacke einfach unbedingt dazugehört – lag natürlich fertig zusammengenäht neben der Innenjacke, als die Kapuze bereits angenäht war. Also auch hier nochmal die Naht auf, Aufhänger rein und wieder zu. Und guuut festnähen, damit er nicht ausreißt 🙂
Ich habe mich für einen teilbaren Reißverschluss entschieden, da mir bei gekauften Jacken leider schon ganz oft unten irgendwann der Reißverschluss kaputt gegangen ist – das wollte ich unbedingt vermeiden. Außerdem ersparte es mir das Kürzen des RVs, denn es ist ja nicht schlimm, dass er 3 cm länger ist, also vorgesehen. In die Tunnelzüge in der Taille und an der Kapuze habe ich eine etwas dickere Kordel von Karstadt eingezogen. Das war zwar in der Taille etwas mühsam, hat aber doch noch geklappt.
Tipp: Wenn ihr versuch eine Dicke Kordel in einen engen Tunnelzug zu ziehen: über das Ende ein paarmal aus verschiedenen Richtungen und Winkeln Zick-Zack (Länge 0) nähen und dann erst eine Sicherheitsnadel als Hilfsmittel rein. So kann sich die Kordel nicht aufdröseln und ihr verlieht mitten im Tunnel die Nadel.
Der Tunnelzug in der Taille könnte etwas tiefer sein und nächstes Mal breiter oder mit dünnerer Kordel. An der Kapuze habe ich keinen Tunnel genäht sondern vorn und hinten schwarze Ösen (8 mm) von Prym * eingesetzt – so bleibt die Kordel auch wo sie soll 🙂
Bei den Bildern jetzt ist mir aufgefallen, dass die Mütze nur etwas kleiner hätte sein können:
Die Druckknöpfe in altgold/altmessing von Prym * habe ich auf der einen Seite in den Beleg eingesetzt, damit man sie im geschlossenen Zustand gar nicht sieht. Leider habe ich in der Anleitung gar nichts zu den Knöpfen gefunden und musste etwas improvisieren. Ich habe also überlegt, welcher Abstand zwischen den Knöpfen gut passen könnte und anschließend acht Löcher gebohrt – um anschließend festzustellen, dass ich nur noch sieben Knöpfe hatte. Mam(i)a hat mir dann kurzfristig Nachschub organisiert 🙂
Außerdem habe ich die Jacke beim Wenden auf die Länge der Belege gekürzt. Ich bin ja nur etwa 1,65 m klein und länger sah der Parka einfach komisch aus. Auf dem Lillestoff-Festival hat mir Nicole von Muckelchen näht/Jor Muckelchen erzählt, dass die Ärmel etwas kurz ausfallen. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber bereits zugeschnitten hatte, habe ich beim Verstürzen der Ärmel kurzerhand noch Bündchen eingesetzt – das finde ich für den Winter ohnehin praktischer und gemütlicher.
Die Ärmel könnten am Oberarm für eine Winterjacke etwas weiter sein, aber ansonsten bin ich mit meiner Jacke echt happy. Außen habe ich nun eine Jacke, die sportlich-schick daherkommt und innen dann ein Futter ganz nach meinem Geschmack: Geometrisch, auffällig ohne übertrieben zu sein:
Ich lasse euch jetzt noch ein paar Eindrücke da, denn ich konnte mich bei den Bildern dieses Mal einfach nicht entscheiden. Und dann schnapp ich mir meinen Parka und packe ihn für meinen Wochenend-Trip an die Côte d’Azur ein 🙂 In Nizza, Cannes und Monaco lässt der sich doch sehen, oder? 😛
Liebe Grüße,
deine
Verlinkt bei: RUMS, crealopee, Jacken-Sew-Along von Ellepuls, Ich näh Bio (Keko-Kreativ)
Schnittmuster: Wind & Wetter Parka von Lotte & Ludwig *
Stoff: schwarzer Twill aus 100% Bio-BW * und Chevron schwarz/weiß von Robert Kaufman Fabrics * (ursprünglich gekauft im Stoffbüro *)
Dein Parka ist sooooo toll geworden und es hat unheimlich viel Spaß gemacht dir beim Nähen zuzusehen… und beim Ausreden finden, warum der Reißverschluss noch nicht gleich eingenäht werden muss… sondern erst noch eine Innentasche… und jetzt noch… hihihi.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß bei deinen Trips mit diesem tollen Parka und lasse mal meine Gedanken schweifen, ob ich nicht auch einen nähen sollte =D….
Liebe Grüße
Christiane
Super schicker Mantel! Aber die ganzen kleinen “Tüddelei”sachen machen den Mantel zu etwas besonderem 😉
lg, Beccy
Liebe Annika,
ich bewundere immer wieder was wir bei diesem Sew Along alle so zustande gebracht haben. Ein Wahnsinn! Auch dein Parka sticht da hervor. Du hast ein zeitaufwendiges Teil genäht und Geduld bewiesen. Ich gratuliere dir und bewundere dich für deine gute Handarbeit. Echt super!
Sonnige Grüße
Bine
Der ist richtig toll geworden und wäre genau mein Mantel 🙂 Glückwunsch zu dem tollen Ergebnis!
Liebe Grüße,
Marina
Liebe Anni,
da bin ich ja ganz baff! Was du alles kannst!
Ich bin bei Kleidung ja immer ein kleiner Angsthase – aber deine Jacke ist einfach wund-der-schön und sieht super professionell aus. Besonders gut gefallen mir die kleinen Dreiecks-Applikationen und der Innenstoff ist auch total mein Fall. Ich liiiieeebe schwarz-weiße Muster.
Verkaufst du mir die Jacke? ^^
Ganz liebe und herzliche Grüße,
deine Susi <3